Der Mensch, das Bild Gottes? Zum Gedanken einer Sonderstellung des Menschen im Alten Testament und in weiteren altorientalischen Quellen.

AuthorJanowski, Bernd
PositionBook review

Der Mensch, das Bild Gottes? Zum Gedanken einer Sonderstellung des Menschen im Alten Testament und in weiteren altorientalischen Quellen. By Annette Schellenberg. Zurich: Theologischer Verlag, 2011. Pp. 474. 64.80 [euro].

Ein Buch zum Thema "Gottebenbildlichkeit bzw. Gottesbildlichkeit des Menschen" kann sich der Aufmerksamkeit von Theologie, Philosophic und Religionswissenschaft sicher sein, zum einen, weil dieses Thema zu den Grundfragen der theologischen und philosophischen Ethik gehort (Stichwort "Menschenwiirde"), und zum anderen, weil in den letzten zwanzig Jahren zahlreiche exegetische und religionsgeschichtliche Studien dazu erschienen sind. Ist es angesichts dieser Tatsache sinnvoll, wenn jetzt wieder eine Darstellung zu diesem Gegenstand erscheint? Ja, wenn sie etwas Neues und vor allem Uberzeugendes zu sagen hat. Ob das fur die vorliegende Arbeit, eine Zuricher Habilitationsschrift von 2011, zutrifft, wird zu fragen sein.

Das Buch von Schellenberg, das statt von "Gottebenbildlichkeit bzw. Gottesbildlichkeit" etwas monstrbs von "Bild-Gottes-Haftigkeit" spricht (zur Begriindung s. p. 28), gliedert sich in sieben Kapitel, ein Literaturverzeichnis (pp. 401-46), ausfiihrliche Register (Stellen und Sachen: pp. 447-72) und ein Abkfirzungsverzeichnis (pp. 473-74). In der Einleitung (pp. 13-28) definiert Schellenberg ihr Ziel, die Gestalt und Rolle der Vorstellung von der Sonderstellung des Menschen im Alten Testament und im Alten Orient zu untersuchen, und zwar gegliedert danach, wie das vertikale Verhaltnis des Menschen zu den Tieren, zu Gott und--gleichsam horizontal--zu anderen Menschen bestimmt wird. Das Material fur diese Fragestellung kommt aus der priesterlichen Urgeschichte (namentlich Gen. 1,26-28, 5,1.3 und 9,6), Ps. 8 und Gen. 2-3 sowie aus den altorientalischen und agyptischen Vergleichstexten. Schon hier ergibt sich die Frage, ob der Ausdruck "Sonderstellung" geeignet ist, das anthropologische Konzept der Priesterschrift, der Hauptquelle der imago Dei-Vorstellung, angemessen zu beschreiben, oder ob es nicht sachgerechter ist, von einer "Zwischenstellung" des Menschen zwischen Gott und Tier/Tieren zu sprechen. Dann aber kame es darauf an, dieses "Zwischen" zu prazisieren, etwa durch die Metapher der "Herrschaft fiber die Tiere".

Das aber wird von Schellenberg, wie das zweite Kapitel Priesterschriftliche Urgeschichte (pp. 29-142) zeigt, anders gesehen. Eine wichtige Entscheidung fallt gleich zu Anfang, namlich bei der Interpretation von Gen. 1,26, dem locus classicus der alttestamentlichen imago Dei-Vorstellung: "Wir wollen Menschen machen ais unser Bild/unsere Statue unseresgleichen/etwa wie unsere Ahnlichkeit, damit sie herrschen fiber...

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